Nachsuchen

Der Anlaß für eine Nachsuche ist in aller Regel wenig erfreulich, gilt es doch verletztes Wild so schnell als möglich von seinen Leiden zu erlösen.

Die Nachsuche ist damit ein wichtiger aber auch schwieriger Teil der Jagdausübung. Sie stellt sowohl an den Hund als auch an den Nachsuchenführer hohe Anforderungen. Dies gilt für das Erkennen und interpretieren der vorhandenen Pirschzeichen ebenso wie für die körperliche Fitness des Nachsuchengespannes. Eine Nachsuche über mehrere Kilometer im Gebirge kann körperlich extrem anstrengend werden.

Es sollte für den Jäger selbstverständlich sein, nach jeder Schußabgabe zweifelsfrei zu klären, was passiert ist. Begnügen Sie sich nicht damit, gefehlt zu haben, nur weil sie im engeren Umkreis des Anschusses keine Hinweise auf eine Treffer finden können.

So ist es beispielsweise ein Irrglaube, daß ein Treffer im Schnee immer auch einen deutlich erkennbaren Anschuß mit Schweiß produziert. Es kommt durchaus vor, daß selbst ein Stück mit Kammertreffer den Anschuß verläßt und erst nach 50m den ersten Schweiß verliert. Die Anschußkontrolle sollte daher immer mit einem Hund erfolgen. Wenn der leiseste Zweifel besteht, daß gefehlt wurde, scheuen Sie sich nicht, einen erfahrenen Hundeführer zu rufen.

Verlassen Sie sich nicht auf den Kugelschlag. Abgesehen davon, daß er überhaupt nur unter bestimmten Umständen für den Schützen hörbar ist, können Sie keinerlei sinnvolle Informationen aus dem Gehörten ziehen. Das einzige, das sie verlässlich sagen können ist, daß das Geschoss irgendwo aufgetroffen ist. Ob das, was sie da „dumpf“ gehört haben der Aufschlag auf dem Wildkörper oder einen Baumstumpf war, können sie nicht feststellen.

Eine Nachsuche ist häufig dann notwendig, wenn verschiedene Dinge anders als „normal“ gelaufen sind. Es handelt sich um eine Ausnahmesituation.

Es gibt Verhaltensregeln, die dazu beitragen können, daß derlei Ausnahmesituationen so selten wie möglich auftreten und es gibt Verhaltensregeln, die den Umgang mit dieser Situation deutlich erleichtern oder das Auffinden des verletzten Wildes erst ermöglichen.

Grundsätzlich gilt Nachsuche ist keine Nachtsuche!

Verhalten vor dem Schuß

(-) Bevor Sie einen Schuß abgeben, prägen Sie sich den Standort des Wildes ein. Achten Sie auf Besonderheiten der Umgebung, um den Anschuß (leichter) finden zu können.
(-) Schießen Sie nur auf breit stehendes Wild, das das Haupt angehoben hat
(-) Zielen Sie auf die Kammer (Mitte des Rumpfes) und fahren Sie beim Zielen nicht am Vorderlauf hoch.
(-) Sparen Sie sich Teller- oder Küchenschüsse. Sie sind riskant und haben nur ein tödliches Trefferfeld, das so klein ist, das sie es sich als Streukreis Ihrer Waffe wünschen würden.
(-) Seien Sie stets für einen zweiten Schuß bereit. Sie riskieren 1 oder 2 Kg Wildbret durch den Nachschuß, ersparen dem Wild aber viel Leid und sich selbst viel Mühe.

Verhalten nach dem Schuß

(-) Schießen Sie nach, wenn das Wild wieder auf die Läufe kommt. Beim Nachschuß ist die Stellung des Wildes ohne Belang. Hauptsache ist, sie treffen es erneut.
(-) Bleiben Sie einige Zeit nach dem Schuß an Ihrem Standort und verhalten Sie sich ruhig. Führen Sie sich den Ablauf des Geschehenen wieder vor Augen und prägen Sie sich Besonderheiten ein.
(-) Wenn es die Lichtverhältnisse zulassen, warten Sie bis eventuell anderes Wild weiter gezogen ist.
(-) Gehen Sie den Anschuß von hinten an, in dem sie ihn umschlagen. Er ist dann leichter zu finden. Kreuzen Sie dabei nicht die Fluchtfährte.
(-) Kontrollieren Sie auch Anschüsse von Wild, das im Sichtbereich verendet ist. Sie bekommen so wertvolle Erfahrung im Erkennen und Deuten von Anschüssen.
(-) Wenn Sie sichere Anzeichen für einen tödlichen Treffersitz vorfinden (Lungenschweiß), gehen Sie die Fährte aus bzw. suchen Sie mit einem brauchbaren Hund nach.
(-) Wenn Sie nach ca. 200m nicht am Stück sind, brechen Sie die Suche ab. Markieren Sie, bis wohin Sie gesucht haben und ziehen Sie ein erfahrenes Nachsuchengespann hinzu.
(-) Finden Sie am Anschuß Prischzeichen, die auf einen anderen als einen tödlichen Treffer hinweisen oder sind Sie sich unsicher oder finden Sie keine verwertbaren Pirschzeichen, ziehen Sie ein erfahrenes Nachsuchengespann hinzu.
(-) Vermeiden Sie die Nachsuche mit der Taschenlampe. Sie führt nur dazu, daß sie die Situation für die spätere Nachsuche erschweren.
(-) Sammeln Sie alle Pirschzeichen, die Sie am Anschuß finden (Haare, Knochen, Wildbret, etc.) ein. Sie geben wertvolle Hinweise auf den Treffersitz und werden gerade im Sommer in kurzer Zeit von Insekten, Vögeln, Füchsen etc. entfernt.

Literaturhinweise

Hans-Joachim Borngräber, Die Schweißarbeit und die Einarbeitung mit dem Fährtenschuh, Kosmos

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