Wässerwiesen

Unser Revier ist im Rahmen des Sonderprojektes Rotwild eines der Testreviere im Nordschwarzwald, das vom Landesjagdverband Baden-Württemberg unterstützt wird.

Sinn und Zweck des Sonderprojektes Rotwild ist es, die vorhandenen natürlichen Gegebenheiten eines Revieres für das Rotwild zu optimieren, ohne dabei die übrige Flora und Fauna aus den Augen zu verlieren.

Behutsam begonnen haben wir im Jahr 2007 mit einer ersten Auswahl vorhandener Wiesenflächen, die durch gezielte Pflegemaßnahmen und eine Übersaat aufgewertet wurden.

Im Frühjahr 2008 haben wir dann bisher brachliegende Rückegassen hinzugenommen, um so kleine Äsungsinseln über das Revier zu verteilen (vgl. hierzu die entsprechenden Artikel auf dieser Homepage).

Der Erfolg dieser Maßnahmen war so groß, daß die eingesäten Flächen zum Teil nicht mehr gemäht werden mußten, weil sie vom Rotwild abgeäst wurden.

Wir haben daher zusammen mit dem LJV geprüft, an welchen Stellen im Revier es möglich sein würde, größere Äsungsflächen wiederherzustellen, die gleichzeitig so geschützt liegen, daß tagaktives Rotwild möglich wäre.

Bei unseren Überlegungen sind wir auf ein kleines Tal mit ehemaligen Wässerwiesen gestoßen. Wässerwiesen sind Bergwiesen, die in früheren Zeiten mittels eines Bewässerungssystemes bewirtschaftet wurden. Nur so war es möglich auf diesen Wiesen Futterheu für das Vieh zu gewinnen.

Auf dem Bild ist sehr schön die geschichtete Trockenmauer, die die Wässerwiesen schützte, zu erkennen, nachdem die sie überwuchernden Bäume gefällt wurden.

Da die landwirtschaftliche Nutzung jedoch schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr erfolgt, wuchsen die Wiesen überall im Revier zu.

Die Folge war, daß die einst sehr artenreichen Bergwiesen langsam verödeten und zur Heimat von Adlerfarn, Moosen und Binsen wurden.

Von den Rändern her rückte der Wald immer weiter vor, so daß das einstige Bergwiesental bereits nur noch aus 3 kleinen vermoosten Wiesen bestand.

Bevor wir mit der Umsetzung des Planes begonnen haben, haben wir einige kleinere Tests durchgeführt und kleine Bereiche von Hand gemäht und gepflegt. Es hat sich schon nach kurzer Zeit Rotwild während des Tages zum Äsen eingefunden.

Ermutigt durch diesen Test haben wir dann dem Ortschafts- und dem Gemeinderat unser Vorhaben vorgetragen und volle Unterstützung erhalten.

Es folgten Ortsbegehungen mit Vertretern der Forstbehörde und des Landratsamtes und auch hier wurde uns Unterstützung zugesichert.

Auf dieser Basis hat dann schließlich der LJV den offiziellen Antrag nach der Landschaftspflegerichtlinie gestellt, der schließlich vom Landratsamt entsprechend genehmigt wurde.

Im November/ Dezember2008 konnte dann mit den umfangreichen Maßnahmen begonnen werden, wobei wir uns zunächst auf die Obere der drei Wiesen beschränkt haben.

Mit schwerem Gerät wurde die Sukzession, die vorallem aus Ahorn und Erlen bestand bis wenige Meter hinter die die Wiese umgebenden Trocken-mauern (siehe Bild oben) entfernt. Dabei war es sehr aufwendig die Bäume so auszustocken, daß die Trockenmauern nicht weiter beschädigt wurden. Sie sollen als historisches Kulturgut in jedem Falle erhal-ten bleiben, denn sie geben Zeugnis davon, unter welch beschwerlichen Bedingungen die Generationen vor uns ihr tägliches Brot erwerben mußten.

Durch diese Arbeiten wurde erreicht, daß die Wiese ihre ursprüngliche Größe wieder erlangt hat, die Trockenmauern vor weiterem Verfall geschützt sind und die Wiese nun ausreichend Sonneneinstrahlung erhält.

Das ist die Voraussetzung dazu, daß die Wiese nach der Schneeschmelze mittels einer Egge abgezogen und entfilzt werden kann. Durch die dabei entstehenden Bodenverwundungen werden im Boden befindliche Samen zum Keimen angeregt.

Eine Mahd im Sommer sowie späteres Abschlegeln zur Unterdrückung eventuell aufkommender erneuter Sukzession werden dazu beitragen, die frühere Artenvielfalt wieder erstehen zu lassen.

Eine Übersaat mit regionalem Saatgut wird erst erfolgen, wenn sich die einstige Artenvielfalt nicht im Laufe von drei bis vier Jahren wieder einstellt.

Wenn die erste Pflegemaßnahme der Wiese im Frühjahr erfolgt ist, werde ich an dieser Stelle eine bildliche vorher-nachher-Dokumentation anfügen.

Wie beschrieben handelt es sich bei den hier bearbeiteten Wiesenflächen um ein kleines ruhiges Tal, in das sich nur wenige Spaziergänger „verirren“. Gerade deshalb ist es für das Sonderprojekt Rotwild besonders geeignet. Lediglich der Schwarzwaldverein kommt gelegentlich im Rahmen geführter Wanderungen hier durch. In Gesprächen im Vorfeld unserer Maßnahmen wurde uns aber auch vom Schwarzwaldverein Unterstützung zugesagt und die Wanderungen werden künftig einen anderen Weg nehmen. Auch das ist ein kleiner aber wichtiger Baustein, der zum Gelingen des Projektes beitragen wird.

Ziel des Projektes ist es, nun Schritt für Schritt die drei verinselten Wiesen wieder zu einer funktionierenden und artenreichen großen Wiese zusammenzuführen, den kulturhistorischen Wert der Anlage zu erhalten und gleichzeitig dem heimischen Schalenwild, insbesondere dem Rotwild attraktive Äsungsflächen anzubieten, die es auch tagsüber ungestört aufsuchen kann. Die entsprechende Unterstützung Seitens des Landesjagdverbandes, der Gemeinde, der Forstbehörde und des Landratsamtes ist uns auch für die kommenden Maßnahmen zugesichert.

Ein ausführlicher Bericht über das Projekt erscheint auch in der Ausgabe März 2009 des „Jäger“, dem Mitteilungsblatt des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg.

Der Landesjagdverband hat mir den Artikel als „PDF“ zur Verfügung gestellt. Gerne können Sie ihn mit dem nachfolgenden Link herunterladen. Der Artikel ist ca. 1 MB groß und Sie benötigen AkrobatReader, um ihn lesen zu können. AkrobatReader ist auf fast jedem PC installiert und startet automatisch, wenn Sie den Link anklicken:

Artikel Jäger März 2009

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